Leben im Hochhaus - Dreesch 1 - 3 | Doku | NDR Story

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Published 2024-03-04
Das Konzept Hochhaus wird 50. Ist die Wohnidee von damals gescheitert? Was beschäftigt die Menschen, die hier leben?
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Was anfangs als modern und chic galt, ist heute oft unbeliebt: Großwohnsiedlungen, auch Platte oder Hochhaus genannt. Vor gut 50 Jahren, Anfang bis Mitte der 1970er-Jahre, wurden überall in der Bundesrepublik und der DDR solche Anlagen gebaut, um den Wohnungsmangel zu bekämpfen und modernere Standards zu setzen. Die NDR Story ist in Norddeutschlands größter Plattenbausiedlung unterwegs, dem Großen Dreesch in Schwerin: Wie ist das Leben im Plattenbau? Ist die Wohnidee von damals gescheitert? Was beschäftigt die Menschen, die hier leben? 

Großer Dreesch in den Schlagzeilen

Was früher in Dreesch 1, 2 und 3 unterteilt wird, nennt sich mittlerweile Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz. Alle drei Stadtteile der Großwohnsiedlung haben gemeinsam, dass sie in der medialen Berichterstattung immer wieder auch mit negativen Schlagzeilen auffallen: Leerstand, ansteigende Kriminalität oder erst kürzlich die Zunahme der AfD-Wählerstimmen. Doch wie denken diejenigen über den Dreesch, die dort ihr Zuhause haben?

Schwerin: Kluft zwischen Arm und Reich besonders deutlich

Denn Fakt ist, dass Schwerin beim Thema Segregation - der Trennung zwischen Arm und Reich - deutschlandweit den ersten Platz belegt. Eine aktuelle Studie zeigt: In keiner anderen der 96 untersuchten ost- und westdeutschen Städte ist die Trennung zwischen Arm und Reich so deutlich wie in Schwerin. Und: Die Kluft ist in den vergangenen Jahren sogar noch mal gewachsen.  

Manche Mieter finden: Leben im Plattenbau hat viel zu bieten

Während viele nur die grauen Betonmauern sehen, schätzen Wolfram und Heidrun Hendrich vor allem eins: den Ausblick aus dem 8. Stock ihres Hochhauses. Schon kurz nach Errichtung der ersten Wohneinheiten ziehen sie in den Schweriner Plattenbau. Doch in den vergangenen Jahren habe sich der Dreesch verändert, erzählen sie. Die Hendrichs sind geblieben. Weil das Leben im Plattenbau trotz aller Probleme viel zu bieten habe. 

Wie erleben Jugendliche ihr Zuhause im Dreesch?

Die jüngere Generation schaut anders auf die Wohnanlage: Der 12-jährige Sam wohnt im Stadtteil Mueßer Holz - dem Stadtteil mit der statistisch gesehen höchsten Arbeitslosenquote in Schwerin. Hier gibt es den meisten Leerstand in der Stadt. Der Anteil der Zugewanderten in Schwerin ist hier am höchsten. Sam empfindet das Leben im Stadtteil als hart und auch unsicher. Unter dem Motto "Boxen statt Gewalt" lernen Sam und die anderen Jugendlichen, dass Gewalt niemals eine Lösung sein darf.

Doch Trainer Frank Brauns ist der Meinung, dass es eine große Herausforderung sein kann, als Kind auf dem Dreesch aufzuwachsen. Er sagt: "Die Kinder haben hier oft andere, schwierigere Startchancen als in anderen Vierteln." 

Welche Erfahrungen hat "Feine Sahne Fischfilet mit der Platte?

Autorin Simona Dürnberg trifft auch die Band "Feine Sahne Fischfilet", die ihr Musikvideo zu einer Single hier gedreht haben und eigene Erfahrungen mit dem Leben in der Platte haben.  

Die Herausforderungen sind klar. Was braucht eine Plattenbausiedlung wie der Große Dreesch, um aus den Negativschlagzeilen rauszukommen? Und vor allem: Um das Leben im Hochhaus lebenswerter zu machen? Wir treffen Schwerins SPD-Bürgermeister Rico Badenschier. Er berichtet uns davon, was er in den nächsten Jahren mit dem Viertel vorhat. Passt das zum Leben der Menschen dort?  

Hintergrund-Infos zu Schwerin und dem Großen Dreesch bei ndr.de:
www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Grosser-Dreesch…

www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Reic…

BILD: NDR/Illustration: Pascale Guillon
www.ndr.de/

#Platte #Hochhaus

All Comments (21)
  • @Koruvax
    "Das die Leute da auch leben wollen, die wollen da nicht nur schlafen". Wirklich gut gesagt.
  • @annejo8391
    "Schprecht Deutsch..." genau mein Humor
  • @Happymali10
    "Warum guckt ihr uns dann an?" Sagt der Junge im knallroten Schlafanzug mit Kamerateam im Schlepptau....
  • @Kasuya420
    Super Doku über Schwerin. Besonders die verschiedenen Blickwinkel der einzelnen Personen finde ich als Schwerinerin echt interessant. :)
  • @L0rd_V1ne
    Ich habe mir die Doku jetzt komplett angeschaut und muss wirklich sagen, dass sie mir sehr gut gefallen hat. Einfach auch mal den Dreesch aus einer anderen Perspektive zu sehen, bzw. dass sich auch mit den Leuten auseinandergesetzt wird. Vielen Dank dafür. 😄
  • @L0rd_V1ne
    Ist ja geil, gar nicht mitbekommen, dass ihr in dem Haus eine Doku gedreht habt, in dem ich auch wohne. Hab aber schon direkt die Nachbarn erkannt. 😄 Aber ich kann auch nur sagen, dass das Image nur bedingt gerechtfertigt ist. Ja, im Mueßer Holz ist es am „schlimmsten“, aber dennoch kann man hier recht gut leben. Das einzige Problem ist, dass es in Schwerin keine wirklich Zukunft für junge Leute gibt.
  • @DubElementMusic
    Mir ist es egal ob hochhaus, Haus oder Iglu. Hauptsache ich höre meine Nachbarn nicht :D
  • @Valle1953-dc8vu
    Die Rechtschreibfehler auf dem Imbisswagen sagt alles. Cooler Beitrag.
  • @tabeamahmad6763
    Bitte mehr dokus über Schwerin, ich habe am 14.03 meinen Entzug ich bin 20 und das muss nicht sein, Schwerin braucht mehr Aufmerksamkeit zu lange haben uns Kinder alle im Stich gelassen
  • @d.1577
    Liebe Frau Heidrich, Sie sind großartig! Weltoffen, modern und engagiert mit 79 Jahren! Beeindruckend!😍🤩
  • @u.lehmann8771
    Vor etwa drei Jahren waren wir paar Tage in Schwerin und sind einfach mal eine Runde mit der Straßenbahn gefahren. Die fuhr zufällig dahin. Nix gegen Plattenbau. Gibt es in vielen Städten mittlerweile sehr ansprechende Quartiere. Aber dort waren wir vom Zustand der Verwahrlosung schockiert! Das liegt aber meiner Meinung nach an Stadt und Wohnungsgesellschaft(en), keinesfalls an den Bewohnern.
  • @verenakorb1943
    Meine Mutter würde gerne in so ein Haus ziehen... Vorallem weil die Wohnungen besser geschnitten sind als heute oft... Aber in Bayern ist das mittlerweile zu teuer...
  • @nancyfischer1574
    Danke für diese interessante und einfühlsame Dokumentation.Den Sozialarbeiter Frank finde ich ganz toll und seine Arbeit ist echt wichtig.Die Kinder tun mir leid,sie haben es in dieser Umgebung wirklich nicht leicht. Hoffentlich finden sie ihren Weg und schaffen es ein gutes( besseres ) Leben zu führen. Ich bin froh und dankbar,dass ich in einer ruhigeren Gegend leben darf.
  • @robertplage24
    Ich finde es top, das es auch mal gezeigt wird, wie wir auf dem dreesch leben
  • @jaecker06120
    Die Aussage am Wagen bei 26:58 spricht für sich🤦🏽‍♂️😂. Da sieht man wieder, Bildung = wichtig. Bleibt zu hoffen, dass Herr Shaba sich von sowas nicht unzerkriegen lässt. Tolle Do
  • @annejo8391
    41:48 Frau Hendrich sagt es; Wir werden neue Plattenbauten brauchen und wenn man von Anfang an darauf achtet, dass die Menschen dort gut und gerne zusammenleben können, ist das auch eine große Chance.
  • @jaybe6188
    Ich bin selber im Hochhausviertel groß geworden und die Beschreibung "emotionale Barriere" hat mich grad berührt. genau so fühlt sich das manchmal an, obwohl ich nun über 20 Jahre da raus bin.