Menschen im Autismus-Spektrum: Kein Bock mehr auf Klischees | Y-Kollektiv

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Published 2022-06-02
Autist:innen in Deutschland leben mit vielen Klischees. Sie sind sozial nicht so ganz kompatibel, häufig verhaltensauffällig und haben doch oft diese krassen Inselbegabungen? So zumindest das Bild von Autist:innen in den Köpfen vieler Menschen. Aber wie viel ist dran an diesen Klischees? Welche stimmen, welche so gar nicht? Und wie lebt es sich als Autist oder Autistin in Deutschland, wenn man nicht dem Autisten-Stereotyp entspricht?

Y-Kollektiv Reporter Frederik Fleig verbringt zwei Tage mit Lena und Milena in Kiel. Beide sind Mitte 20 und Autistinnen. Sie geben uns einen Einblick in ihren Alltag: Ruhe in ihrer Wohnung; Stress und viele Eindrücke beim Besuch auf dem Wochenmarkt; Rückzugsort am Strand; Viele Menschen und Enge bei Techno im Club - jedoch durch die Musik und die Bässe auch wieder Entspannung: „Je härter der Bass, desto mehr können wir uns da entspannen.”

Wir sprechen über Klischees und Vorurteile, über populäre Serien über Autisten und was so geht in Sachen Liebe, Dating und Beziehung - wenn man im Spektrum lebt. Lenas und Milenas Weg zur Diagnose war hart, denn als Autist oder Autistin in dieser Gesellschaft ist man „komplett allein“. Umso mehr freut es sie, dass sie sich und ihre Freundschaft haben.

Sie sind genervt von der Vorstellung vieler Menschen, dass Autist:innen ja ein schrecklich anstrengendes Leben voller Leidensdruck führen. Dass man jemandem Autismus sofort anmerken muss. Es sei aber gar nicht zwangsläufig so, dass man unter #autismus immer „leide“. Viele Autist:innen sehen sich selber einfach als anders normal, aber nicht als falsch.
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Autor:in: Frederik Fleig
Protagonist:innen: Lena (@lenaknnn) & Milena (@milenaathina)
Twitteraccount: @frederikfleig
Schnitt: Jurek Veit
Kamera: Miklas Hoffmann
CvD: Alina Schulz
Redaktionelle Mitarbeit: Paula Weiß
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Musik aus dem Film
Monolink | Father Ocean // CKay | Love nwantiti // Daft Punk | Giorgio by Moroder // Aalkreih | Mööch wi nicht! // Noah Cyrus | Again // Four Tet | Two Thousand and Seventeen
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Weiterführende Infos und Quellen:

► Hilfe und Beratungsstellen:

Autismusberatung Zephir ggmbh: www.zephir-ggmbh.de/beratung-therapie/autismusbera…

Autismus Deutschland e.V.: www.autismus.de/was-ist-autismus.html

Autismus-Kultur: autismus-kultur.de/autismus-diagnose-bei-kindern/

Autismus Regionalverbände bundesweit: www.autismus.de/fileadmin/user_upload/autismus_Adr…

Aspies e.V. "Menschen im autistischen Spektrum": Bundesweite Selbsthilfeorganisation: aspies.de/ueber-uns/

Autismus verstehen e.V.: autismus-verstehen.de/

► Weiterführende Infos:

Enorm Magazin: Wie Genderklischees Autistinnen unsichtbar machen enorm-magazin.de/gesellschaft/gleichstellung/autis…

ZEIT ONLINE: „Autistische Menschen können überall arbeiten“: www.zeit.de/arbeit/2019-11/autismus-berufsleben-vo…

Deutschlandfunk Kultur: Junge Autisten finden ihren Weg. Kurs aufs eigene Leben: www.deutschlandfunkkultur.de/kurs-aufs-eigene-lebe…

Planet Wissen: Autismus: www.planet-wissen.de/natur/forschung/hirnforschung…

ze.tt: Wie Menschen im Autismus Spektrum ihre Gefühle ausdrücken: www.zeit.de/zett/2020-09/wie-menschen-im-autismus-…

taz: Autismus in Film und Fernsehen. Die neue Nerdigkeit: taz.de/Autismus-in-Film-und-Fernsehen/!5520705/

WDR: Diversity Day: Autismus – Leben in einer anderen Welt: www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/autismus-leben-i…
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All Comments (21)
  • @ykollektiv
    Habt/hattet ihr Klischees und Vorurteile über Autist:innen? Seid ihr auch im Autismus-Spektrum? Was für Erfahrungen habt ihr gemacht?
  • @Rotkehlchenx3
    Mein erstes Diagnosegespräch beginn mit den Worten "Sie können mir ja in die Augen schauen, sie können gar nicht autistisch sein". So viel zu den Bildungslücken der Psychiater zu diesem Thema.
  • Hab AD(H)S und ja, Wartemodus ist schlimm. Nachmittagstermine vermiesen den ganzen Tag 😅
  • „Was es auf jeden Fall nicht ist, ist ne Krankheit. Weil Krankheiten kann man heilen.“ - Zu der Begründung möchte ich nur kurz anmerken, dass ich von Colitis ulcerosa, Autoimmunhepatitis, ME/CFS, POTS, Vestibulodynie und Migräne betroffen bin und alles davon ist nicht heilbar, wie sehr viele andere chronische Krankheit auch 🙈
  • @Janinaseraina
    In meinem Studium habe ich mich ausführlich mit der Diagnose ASS befasst und mittlerweile auch viele praktische Erfahrungen mit Menschen mit Autismus sammeln können. Meiner Meinung nach ist diese Reportage recht oberflächlich gehalten und lässt viel Raum zur Spekulation. Viele (junge) Menschen können sich in unserer Gesellschaft wahrscheinlich mit den genannten Merkmalen der beiden Frauen sehr identifizieren. Deswegen haben aber noch längst nicht alle auch ein ASS. Mir fehlt zudem die Erklärung, warum die Situation auf dem Markt für die beiden Frauen schwierig war, die Situation im Nachtclub aber nicht. Genau das wäre spannend für uns Zuschauer*innen. Ansonsten kann es schnell passieren, dass Autismus belächelt wird und evtl. sogar als Modediagnose wahrgenommen wird. Vielleicht könnt ihr ja noch ein Q&A mit den beiden machen? Mich würde auch interessieren, inwiefern ihnen als Menschen mit ASS die Diagnose hilft/helfen wird (da beide ja „nur“ leicht betroffen sind und keine schwere Form von Autismus vorliegt).
  • @rast4841
    Ich bin selbst Autistin und habe massive Probleme damit ernst genommen zu werden, speziell von der Krankenkasse. Ich würde so gerne Hilfe in Anspruch nehmen, um einen Umgang damit zu finden und auch einen Zugang zur Gesellschaft aber trotz eindeutiger Diagnose, keine Chance.... Die Reportage fand ich sehr oberflächlich aber über jede Aufmerksamkeit für das Thema bin ich dankbar. Es ist verdammt wichtig zu erwähnen, dass jeder Autist unterschiedlich betroffen ist und eine Diagnose extrem wichtig ist, denn "nur bisschen nerdig" sein ist NICHT gleich Autismus! Die beiden scheinen sehr gut klar zu kommen, da wäre ich schon deutlich anders😅 Hoffe ich kann das noch etwas erlernen.
  • Kleiner Wunsch von mir an das Y-Kollektiv: wenn man eine valide Doku über etwas drehen möchte, dann am besten mit Menschen, die bereits diagnostiziert sind und sich nicht nur sehr mit den Symptomen identifizieren können.
  • @Kloetenhenne
    "Uaaah Kinder." Das kann ich SO nachvollziehen 😅
  • @zeala222
    Oh mein Gott, als eine 26 Jährige Frau, die erst vor 2 Jahren mit ADHS diagnostziert worden ist und sich mittlerweile immer sicherer ist, auch Autismus haben zu können, wisst ihr gar nicht wie dankbar ich euch grade bin, dass ihr diesem Thema eine Bühne gegeben habt. Bravo wie gut und transparten ihr die Probleme und Voruteile dargestellt habt! Es ist so wichtig, dem mehr aufmerksamkeit zu geben, danke danke dank !
  • @sophie7173
    Als komplex Traumatisierte kann ich die Reizüberflutungsproblematik sehr gut verstehen. Auch dieser extreme Hang dazu, alles genau zu planen und auf die immer gleiche Weise zu tun, kommt mir sehr bekannt vor. Danke für diesen Einblick.
  • @konseq1537
    Ich fände weitere Dokus zu dem Thema interessant. Insbesondere, dass sowohl Autismus als auch ADHS im Neurodivergenten Spektrum liegen. Und, dass man auch beides haben kann. Auch Diagnose und woran man es merken kann.
  • @MS-SM777
    Ich befinde mich auch im autistischen Spektrum und für mich war/ ist eigentlich das ernüchtertste, dass Freunde und Familie, als ich mich offenbart habe, sofort gesagt haben, das stimme auf keinen Fall. Ich möchte jetzt nicht mehr darüber reden und fühle mich von meinen Mitmenschen noch weniger verstanden.
  • @Axasable
    Ich möchte mal kurz ne Lanze für "Atypical" brechen. Wer die Serie gesehen hat weiß, dass es zwar einen Hauptcharakter im Spektrum gibt, auf den die Attribute "weiß, männlich, Inselbegabung" zutreffen, die Serie aber durchaus darstellt, dass Autismus sich auch in anderen Formen zeigen kann. Es gibt Nebencharaktere die beispielsweise weiblich oder PoC sind obwohl ich bei letzterem echt nicht verstehe, warum das überhaupt ein nennenswertes Attribut sein soll. Und in der dargestellten Selbsthilfegruppe reden die soweit ich weiß auch über ihre Ausprägungen. Zu sagen, die Serie bedient einfach clichees finde ich nicht ganz richtig .
  • @36SOAD
    Da hier glaube ich viele Jugendliche unterwegs sind, hoffe ich, dass das hier möglichst viele Leute lesen, die ähnlich denken, wie die beiden Personen im Video: Psychische Erkrankungen/Besonderheiten und die dazu entwickelten Diagnosekataloge sind kein Mittel zur Selbstfindung, sondern Teil unseres Gesundheitssystems. Autismus ist kein Verein und auch keine Institution, die um Diversität und Inklusivität bemüht sein sollte. Es ist nicht wichtig, dass Menschen jeglicher Art in diese Diagnose eingeschlossen werden können, sondern im Gegenteil: wir haben dies offiziell als einen einschränkenden Zustand definiert und unser Krankenversicherungsystem hängt davon ab, dass wir nur solche Leute mit so etwas diagnostizieren, deren Behandlung wir mit gutem Gewissen finanzieren können. Wir haben ein System, bei dem gesunde Menschen für kranke Menschen zahlen und das ermöglicht uns eine sehr große Sicherheit was gesundheitliche Kosten angeht, heißt aber auch, dass wir uns genau überlegen müssen, wem wir was zumuten können. Eine Autismusdiagnostik ist kein Persönlichkeitstest aus dem Internet, kein Facebook Quiz, das einem sagt, in welches Hogwartshaus man gehört, sondern eine psychiatrische Diagnose. Diese hat Einfluss auf den Abschluss von Versicherungen (evtl Ausschluss), euren Prämiensatz, etc. und wird fester Teil eurer medizinischen Akte sein. Menschen, die tatsächlich meinen, betroffen zu sein, überlegen sich zweimal, ob sich eine offizielle Diagnose für sie überhaupt lohnt, und entscheiden dies im Übrigen darauf basierend, welche Unterstützungen sie im alltäglichen Leben (Schule, Beruf, Bewältigung des Alltags) brauchen und wie diese finanziert werden sollen. Das wäre also Frage Nr. 1: warum möchte man denn eine Diagnose? Der Teil ist mir hier irgendwie entgangen. Ich weiß nicht, was genau der „Leidensdruck“ der beiden im Video ist, da das so eigentlich nie erwähnt wurde. Brauchten sie einen Lernbegleiter? Mussten sie auf eine Sonderschule oder in eine spezielle Wohneinrichtung? DAS sind normalerweise Fragen, die eine psychiatrische Abklärung in Gang setzen. Ameisen cool zu finden oder dass man nicht besonders gerne in großen Menschenmengen und Lärm unterwegs ist, zählt definitiv nicht dazu. Mir ist auch nicht ganz klar, wie man in der Lage dazu sein kann, auf Plattformen wie TikTok und Instagram unterwegs zu sein, was schon für ein normales Gehirn Reizüberflutung pur ist, und andererseits dann anscheinend ein Gehirn haben sollte, dass Reize sehr empfindlich wahrnimmt… Kurz gesagt: Diagnosen sind kein Spielzeug, sondern Ernst. Das ist nichts, was man auf einer Party aufschnappt und dann denkt „ach, vielleicht gehöre ich ja auch dazu“ und das lässt man auch nicht abklären, damit man es danach in seine Bio schreiben oder sich in irgendeinem YouTube Video sehen kann. Da wundert es mich dann übrigens auch nicht, dass man inzwischen monatelang auf diese Termine warten muss, wenn Leute tatsächlich nach TikTok videos zum Arzt gehen.
  • @sylvie4157
    Richtig gut gemacht. Ich bin selbst Autistin und habe das Video als Erklärung/Aufklärung an Familie und Bekannte weitergegeben. Ich finde es auch nicht oberflächlich. Jeder kann tiefer einsteigen der mag und jeder Betroffene ist ja auch anders. Wie man aufwächst, charakterlich ist, welche Lebenserfahrungen man macht...usw. fließt ja mit ein. Ich bin jedenfalls begeistert. Danke.
  • @petitpiaf
    Also die Definition von Krankheiten ist aber nicht, dass sie heilbar sind. Ich habe auch eine chronische Darmerkrankung und keine Darmbehinderung.
  • @vickysmilyful
    Ich hab eine ähnliche Geschichte wie die beiden hinter mir. Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken. Ich habe das Gefühl, dass dies die erste Reportage dem die dem Thema gerecht wurde. Oft herrscht eine etwas uninformierte Draufsicht, während hier ein- wie ich finde- super authentisches Miteinander auf Augenhöhe passiert. Ganz großes Lob an den Reporter. Dass es Reportagen wie diese gibt, sind unglaublich wichtig. Ich selber habe zB, ähnlich wie es eine der Protagonistinnen beschrieben hat, lange gebraucht, um verbalisieren zu können, warum ich mich „Anders“ fühle. Es waren genau diese Videos von mutigen Frauen wie die beiden, die es mir ermöglicht haben, in Worte zu fassen, wer ich bin und wie ich mich fühle. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Video für ein paar Menschen genau dieses Gefühl auslöst. Das ist super wertvoll. Gerade weil der Diagnoseprozess so lange dauert (bei mir fast 2 Jahre) und einem gerade als Frau viele Hürden in den Weg gelegt werden, geben Videos wie dieses eben die nötige Reassurance, nicht den Mut zu verlieren, sich vielleicht besser verbalisieren zu können und zu wissen „guck mal, andere Menschen sind genau wie ich.. und wurden mit Autismus diagnostiziert“ (schließlich ist unsere Fähigkeit, oftmals recht angepasst zu sein, oftmals ein Grund, nicht als Autistin diagnostiziert zu werden)
  • @charlotteb1914
    Danke für diesen tollen Beitrag! Ich hatte bisher kaum von Frauen im Spektrum gehört und bin dankbar, dass die beiden zu Wort kommen konnten!
  • @lolno6465
    Oh voll schön ne Doku über Frauen im Spektrum zu sehen das sieht man eher selten! Leider wird es bei Frauen extrem selten diagnostiziert. Habe einige Freundinnen die erst jetzt (Mitte/Ende zwanzig) diagnostiziert werden. Ich hoffe solche Beiträge können helfen diese Ungleichheit im Diagnosebereich zu beheben
  • @cajaundfrei
    Puh tut das gut! Danke euch beiden, das ihr euch so sichtbar macht ❤️