Handwerk: Warum hat niemand mehr Bock drauf? | WDR Doku

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Published 2023-11-14
Dem deutschen Handwerk fehlen Fachkräfte. Bundesweit gibt es mehr als 250.0000 unbesetzte Stellen, Tendenz steigend. Darunter leiden private Bauvorhaben, genauso wie Bauten und Sanierungen von Städten und Kommunen. Verzögerungen und Verteuerungen sind die Folge. Diese Doku fragt: Warum interessieren sich so wenig junge Menschen für das Handwerk und was muss passieren, damit sich das ändert?

„Zwei Kollegen haben sich krank gemeldet“, sagt Robert Solle in der Frühbesprechung. „Wir müssen noch mal alles umplanen für heute.“ Der 55-Jährige leitet einen Dachdecker-Betrieb in Essen mit 15 Beschäftigten. „Aber eigentlich könnten es noch fünf Mitarbeiter mehr sein“, sagt Robert Solle. Das Problem: Er findet niemanden, der den Job gut machen könnte. Vor allem Jüngere fehlen. Zwei Drittel seiner Belegschaft sind über 55 Jahre alt. Und die wenigsten Dachdecker halten bis 65 durch. Wir haben Familie Solle in ihren Betrieb begleitet und miterlebt, was der Fachkräftemangel an der Basis bedeutet. Gleichzeitig zeigt der Film anhand von exklusiven Daten, wie gravierend der Fachkräftemangel im Handwerk ist und welche Auswirkungen das hat.

Marleen Solle (25) ist ebenfalls Dachdeckerin im Betrieb ihres Vaters und will den Handwerkermangel für den Familienbetrieb in den Griff kriegen. Auf Instagram postet sie Videos, erzählt von ihrer Arbeit und kämpft gegen das verstaubte Image der Branche. „Viele denken, wer im Dachdecker-Handwerk bestehen will, muss hart im Nehmen sein“, sagt sie. Ein Zerrbild das für die gesamte Baubranche gilt und vor allem Frauen abschreckt. Gerade mal 6,7 Prozent der Azubis, die 2022 in NRW die Gesellenprüfung bestanden haben, sind weiblich. Mehr Frauen könnten also eine Lösung für den Betrieb Solle sein, vielleicht ausländische Fachkräfte. Auch Technik, die die Arbeit erleichtert, attraktivere Arbeitszeiten oder eine Vier-Tage-Woche könnten neue Mitarbeiter anlocken. Marleen hat viele Ideen, nicht immer ist sie mit ihrem Vater einer Meinung.

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🎥 Ein Film für Die Story von Fritz Sprengart.
Dieser Film wurde im Jahr 2023 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.
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⚒️ Zu den Ergebnissen der Umfrage über den Handwerkermangel in NRW geht es hier: www1.wdr.de/nachrichten/data/handwerkermangel-nrw-…
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📺 Mehr Dokus in der ARD Mediathek: 1.ard.de/yt_doku?yt=d

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All Comments (21)
  • @baerle_
    Mein Vater, mittlerweile Rentner, war auch Handwerker. Die Knochen alle hinüber, unzählige Operationen gehabt, nun Pflegestufe 3, knapp über 1200 € Rente. Dafür sein Leben lang ohne Unterbrechung malocht und nun ein totales Wrack. Ich respektiere jeden, der hart im Handwerk arbeitet, kann aber auch gut verstehen, dass viele da keine Lust drauf haben, sich für das bisschen Geld seine Gesundheit kaputt zu machen. Mit verweichlicht oder faul sein hat das meiner Meinung nach nichts zu tun.
  • @wonkothesane4490
    Finde den Beitrag in negativer Hinsicht ganz bemerkenswert. Da wird die ganze Zeit von Fachkräftemangel geredet und fleißig Werbung für mehr Frauen gemacht, der tolle Kran wird bewundert und die tollen Klimaeffekte. Die Soziologin wird nur zu den kulturellen Aspekten wie Wertschätzung etc. befragt. Man könnte meinen, der Fachkräftemangel sei eine Art Naturkatastrophe, oder basiere nur auf einem kulturellen Missverständnis. Aber wenn man sich hier die Kommentare anschaut, bekommt man auch eine Ahnung davon, wo vielleicht wirklich der Hase im Pfeffer liegt: Bezahlung, Arbeitsbedingungen, Rente mit 67, Gesundheit. Dann hat man auch einen anderen Blick auf das, was hier im Beitrag so nebenbei mal anklingt, aber überhaupt nicht journalistisch aufgearbeitet wird:  - Der Azubi muss in die Kamera sagen, dass es ja auch ganz gut sei, mal angeschrien zu werden. Und er müsse halt immer laufen, weil er dann die Muskeln trainiere. (-> Was erwarten junge Menschen von Ausbildern?) - Die Frau wird von Kollegen übergangen. (-> Vielleicht fragt man mal nicht die Tochter des Meisters und selbst angehende Meisterin, sondern eine, die die Ausbildung abgebrochen hat, was sie so von ihrem Ex-Handwerksbetrieb hält?) - Einer flext sich den Daumen an, der nächste stürzt. (-> Wie steht es denn um den Arbeitsschutz?) - Dritte Überstunde des Tages, weil die Folie drauf muss, aber kein Ende in Sicht. (-> Wie viele Überstunden werden denn so gemacht und wie werden die bezahlt oder abgegolten?) - Wenn die Firma sich keinen Kran leisten kann, muss man eben tragen (-> Wie ist eigentlich die Lebenserwartung von Handwerkern?) Es kommt mir ein bisschen vor, als würde die ARD hier aus falsch verstandener staatsbürgerlicher Pflicht versuchen, Werbung für die ach so wichtigen Handwerksberufe zu machen, damit den Betrieben möglichst weiter Menschen zulaufen, die alles mit sich machen lassen.
  • @felikska59
    Die Kommentare sind aufschlussreicher als die Doku 😂😂
  • @JanAckermann1990
    Bin selber Dachdecker. Im nächsten Leben aber nicht mehr. Hier einige Beispiele, die negativ im Beruf sind - Es wird erst ab Baustelle bezahlt (Hinfahrt oder Rückfahrt wird nur oft ein mal vergütet aber nicht beides) - Den ganzen Tag draußen, egal welches Wetter - Gefährliche Arbeitsbedingungen und das ohne zusätzliche Vergütung (Asbest, Offenes Feuer, Höhe usw.) - Im Winter werden viele entlassen und werden dann oft erst ab April wieder eingestellt - Tägliche Arbeit oft sehr anstrengend und auf Dauer schädigend - Entlohnung ist meist sehr gering - Die Wertschätzung der Kunden ist meist unterirdisch und undankbar (Es wird lieber gefragt wann es fertig ist, anstelle im Hochsommer etwas trinken anzubieten)
  • @Irony442
    Hier ein paar Maßnahmen, damit es wieder klappt fürs Handwerk. 1. Angemessene Bezahlung. 2. Respekt vor der Freizeit der Mitarbeiter. Mal Überstunden ist ok. Das Geschäftsmodell darauf aufzubauen ist asozial. 3. Überstunden vergüten und nicht als abgegolten betrachten. Oder Freizeitausgleich. 4. Nicht nur fordern, sondern auch für den Mitarbeiter Verständnis haben. 5. Respektvoller Umgang. Auch zwischen den Mitarbeitern. Ein rauer ton ist nichts normales, sondern unhöflich und demütigend. Einem Kollegen, der mich respektlos behandelt, dem leihe ich keine hand mehr. Rauer ton = kein gutes Teamwork.
  • @schoko2903
    Diese Doku hat mir wieder mal gezeigt, weshalb ich und viele andere wohl nie auf dem Bau arbeiten wollen würden. Chefs, die sich die halbe Sendung über junge Menschen auslassen, schlechte Arbeitssicherheit, keine Wertschätzung, schlechtes Arbeitsklima, harte Arbeit, jede Menge spontane Überstunden und dazu noch wenig Lohn. Woher kommt wohl der Fachkräftemangel.
  • @danielk5806
    Nichtmal eine Minute ist rum und schon wurde richtig geglänzt beim Arbeitsschutz: Kein Dachfanggerüst, keine Schutzbrille / Gehörschutz beim flexen, die Flex ohne Schutz. Bin gespannt wie es weiter geht…
  • @podium-py4nj
    Die Pfeife ab Minute 12:00, von wegen rauer Umgangston und von den Eltern in Watte gepackt - WTF?!?!?! Nur weil man seine Arbeitszeit, 40 STd. die Woche lieber mit einem höflichen Umgangston hinter sich bringt anstatt ständig angepflaumt zu werden und sich sexismus (safe) und rassismus (teilweise) reinziehen muss, wird man hier als "traurig" abgestempelt, das finde ich dan wiederum traurig.
  • @FREIBOiTER74
    Ich bin gelernter Dachdecker und arbeite seit 34 jahren auf dem Bau. Die Frage warum keiner mehr Lust hat sich auf dem Bau kaputt zu arbeiten ist einfach erklärt. Der Job ist völlig unterbezahlt, spätestens mit 50 bist du kaputt. Gehst in Rente wirst mit 1100€ abgespeist, wiso sollten junge Leute also auf dem Bau ackern? Der nächste der mir mit Fachkräftemangel in Deutschland kommt dem werf ich mein Latthammer ins Kreuz! Bezahlt die Leute anständig dann gibt es auch kein Fachkräftemangel! Bei euerm gelaber müsste man meinen das die Arbeitsämter leer sind und wir eine Arbeitsolsenquote unter 1% hätten... Fachkräftemangel was ein schwachsinn...
  • @H3inrichXVI
    Es weiß doch offensichtlich jeder warum er nicht ins Handwerk geht. Warum werden hier irgendwelche Chefs gefragt damit die sich da irgendwelche Erklärungen zusammenbasteln können. Fragt doch einfach mal 20 Leute die aufgehört haben nach ihren Gründen. Spoiler: schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung, schlechte Behandlung, ungesunde Arbeit.
  • @JohnSmith-gu9gl
    Wie man Handwerk in Deutschland attraktiv machen kann? - 5 Stunden Arbeitet werden versteuert. - Jeder weitere Stunde Arbeit ist steuerfrei!
  • @Haldjas_
    Bin Elektriker in Sachsen und habe in so ziemlich allen Bereichen Erfahrung gesammelt und überall ist es das selbe. Viele Arbeitsstunden mit Überstunden oben drauf, gern auch mal unbezahlt stundenlang von Mitternacht bis 6 Uhr früh durch Deutschland fahren nur um zeitig auf der Baustelle zu sein. Aufschläge für diese Zeiten gab es natürlich nicht. Knapp über Mindestlohn mit der Bezahlung (gern auch bezeichnet als überdurchschnittliche Bezahlung???) wenn man nicht grad in der Industrie ist und IG Metall hinter einem steht. Umgangston auf den Baustellen quasi permanent hasserfüllt, gerade bei den Altgesellen herrscht regelrechte Realitätsverweigerung und weil es ihnen schlecht geht muss es den Azubis, Junggesellen und Leiharbeitern natürlich ebenso schlecht gehen. Arbeitssicherheit ist quasi nie gegeben und wenn man auf bestimmte Dinge hinweist, wird man auch gern mal beleidigt. Man solle sich nicht so anstellen und freiwillig seine Gesundheit für die Firma opfern in etwa. Vorallem auch toll, wenn die Chefs tatsächlich mal an Arbeitssicherheit denken, die Altgesellen dann die Geräte testen sollen und die dann am ende ablehnen, weil "man so ein neumodisches Zeug nicht braucht, es würde ja Geld kosten und man hätte es ja die ganzen Jahre auch ohne geschafft". Guten morgen. Urlaub? Lächerlich wenig und reicht dank der fehlenden Freizeit uns erzwungenen Brückentagen in Arbeitswochen für quasi gar nichts. Für tatsächlichen Urlaub, muss man darauf hoffen, dass man seine Überstunden absetzen kann, was aber oft mangels Personal nicht möglich ist. Naja und permanent schwer arbeiten ist fürs Lebensalter allgemein nicht sehr förderlich was in Anbetracht des immer weiter steigenden Rentenalters sehr makaber ist, denn viele dieser Menschen sterben vorher und sind körperlich so kaputt, dass die ihren Lebensabend mit der Witz-Rente gar nicht bewältigen können. Und dann kommen noch Leute an und meinen man könne ja noch Schwarzarbeiten. Ahja, klar. Wir haben keinen Mangel an Fachkräften oder arbeitswilligen Jugendlichen, sondern einen Mangel an ausbeutungsfreudigen Lohnsklaven.
  • @devin_ber
    Das Handwerk hat lange darauf hin gearbeitet, dass es so kommt. 2009 hatte ich eine Lehre als Dachdecker angefangen. Ich hatte riesen Bock auf diesem Job aber wie mit mir umgegangen wurde, war unerträglich. Azubis durften keine Handschuhe bei der Arbeit tragen, in der Pause nicht bei den Gesellen sitzen, haben Frauennamen von den Gesellen bekommen und waren den kompletten Tag nur am Schleppen und putzen, während Gesellen die schönen und spannenden Arbeiten gemacht haben. Überstunden waren normal. Arbeitstag von 7-17 Uhr plus natürlich täglich wechselnden Arbeitsweg . Also von 5:45- 18:30 unterwegs. Nach 9 Monaten hab ich die Ausbildung abgebrochen.
  • @Whatthefxckx
    Ich arbeite selbst seit fast 18 Jahren im Handwerk und mittlerweile bin ich an diesem Punkt, dass mein Kopf samt Körper ausgebrannt sind. Ich habe dieses hin und her, von Baustellen zu Baustellen-Gekutsche einfach satt. Miese Arbeitszeiten, lange unbezahlte Fahrtzeiten und von der schlechten Entlohnung abgesehen.. Gebe allen Menschen da draußen den Rat, die sich überlegen, ins Handwerk zu gehen. Fangt gar nicht erst auf dem Bau an. Man wird dort verheizt für Hungerlöhne. Druck, Leistungspensum im Unermesslichen und meist sind auch die Arbeitgeber die größten Idioten.. Ist es das Wert, sein Leben dafür zu opfern? Ich jedenfalls schmeiße das alles hin, ich kann das nicht mehr.
  • @hotIine
    Ich habe selbst als Dachdecker/Baumspengler die Ausbildung zum Gesellen abgeschlossen und fast 10 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Der Bau war schon immer Gesellschaftlich schlecht angesehen, außer man braucht selber einen Handwerker. Was mich an dieser Dokumentation so extrem stört. Der Chef des gezeigten Betriebes meldet mehrmals Personalmangel, unter anderem auch wegen Unfälle auf Baustellen. Dann sieht man im Bericht laufend die Gesellen am Dach ohne Anseilschutz oder Absturzsicherung. Mich wunderts nicht das der Firma die Leute fehlen.
  • @DRONEJoachim
    Die bösen Jugendlichen, die respektvollen Umgang fordern. 😅 Was für eine kranke Gesellschaft. Das sollte das Mindeste sein.
  • @user-ju5mu6tz6u
    Wir haben keinen Mangel an Fachkräften sondern an willigen Billiglöhnern bei gleichzeitig absurden Steuersätzen
  • @leonlion4112
    Nach 20 jahren als Dachdecker und Bauspengler kann ich sagen,wenn jemand 3,5 jahre für einen hungerlohn eine Ausbildung macht nur um danach wieder einen hungerlohn zu bekommen,wo jeder kellner mit trinkgeld ohne ausbildung fast das doppelte verdient,dann braucht man gar nicht erst ins handwerk gehen. Was das handwer an sich angeht,dreckig,zeitdruck,anstrengend,körperlicher verschleiss nicht auszuschliessen,minus 10 bis plus 36 grad und trotzdem die selbe leistung bringen usw. Gabz ehrlich welcher depo tut sich das bitte noch an? Habe ungelernt ,hocke im büro und komme mit der selben kohle nach hause ohne rumgeschrei und gejammer der chefs das sie angeblich nichts verdienen.
  • @AionArkaran
    Junge Menschen wollen keinen Job mit hoher Stundenlast für wenig Geld machen? In dem sie die Ehre haben mit Leuten zusammenarbeitet zu dürfen denen grundlegende Höflichkeitsformen und Respekt scheinbar nie beigebracht wurden oder zu hoch sind? Mein Gott... das arme Handwerk. Mir kommen die Tränen